Achtung, dieser Beitrag wird grün. Sehr grün. Und sehr beeindruckend. Not lying. Ich darf die Hauptdarsteller bekannt geben: Father of the Forest und Lord of the Forest, stolze Kauri Trees. Beide Herren sind riesengroß und steinalt – und wir reden hier nicht über hunderte von Jahren, sondern über ganze Jahrtausende. Father of the Forest (Maori-Name: Te Matua Ngahere) ist 29,9 Meter groß, sein Stammumfang misst 16,4 Meter (!) und ist damit der dickste Kauri Tree Neuseelands. Te Matua Ngahere ist zwischen 2.000 und 3.000 Jahre alt. Sein größerer Bruder ist Lord of the Forest (Maori-Name:  Tane Mahuta, er ist der „Life Giver“ und alle Lebewesen auf diesem Planeten sind seine Kinder). Der ebenfalls rund 2.000 Jahre alte Baum ist 51,5 Meter hoch und damit Neuseelands größter Kauri Tree.

Father of the Forest, Te Matua Ngahere: Der dickste Kauri Tree Neuseelands mit einem Stammumfang von 16,4 Metern.

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Lord of the Forest, Tane Mahuta: Der höchste Kauri Tree Neuseelands mit 51,5 Metern – und der Vater aller Lebewesen auf diesem Planeten, so glauben es die Maori. Die unscharfen Zwerge, die versuchen mit ausgestreckten Armen, ein bisschen größer zu wirken, sind übrigens Hanna (rechts) und ich 😉

Die heiligen Kauri Bäume der Maori

Beheimatet sind die Baumriesen im Waipoua Forest an der Westküste der Nordinsel Neuseelands. Father of the Forest, Lord of the Forest und der Rest der Family sind Kauri Trees. Ausgesprochen wie der engl. Männername „Cody“ erklärt uns Kevin, ein junger Maori, der uns durch den nunmehr geschützten Regenwald führt. Die Tour habe ich über Foot Prints Waipoua gebucht – sehr zu empfehlen. Einfach so durch den Kauri Tree Wald zu spazieren, wäre an sich schon beeindruckend gewesen, aber mit Kevins Wissen, seinen Erzählungen und vor allem seinem Gesang zur Begrüßung und Ehrung der Kauri Trees wird die Zeit unvergesslich. Der 21-jährige Jungspund, dem man so viel Hingabe und Liebe für Bäume gar nicht zutrauen würde, geht in seinen Storys total auf.

Warum der Wal keine Schuppen hat

Da wäre etwa die wundersame Sage, warum der Wal keine Schuppen hat. Und die geht so: Der Riese der Meere trifft auf den Riesen des Waldes und fragt ihn: „Hey, magst Du mit mir schwimmen gehen?“ Der Kauri Tree antwortet traurig: „Aber ich kann doch nicht schwimmen, ich habe keine Schuppen wie ein Fisch.“ Daraufhin legt der Wal seine Schuppen ab und überlässt sie seinem grünen Freund. Doch als der Kauri Tree ins Wasser gehen will, blickt er über seine Schulter und sieht seine Baumfamilie hinter sich – alle ohne Schuppen. Dann sagt er zum Wal: „Danke, für die Schuppen, mein Freund! Ich werde sie mit meiner Familie teilen.“ Der Wal glitt alleine zurück ins Meer und der Kauri Tree verteilte die Schuppen an seine Familie. Seitdem ist der Wal schuppenlos – und die Rinde des Kauri Baumes sieht aus wie Fischschuppen. (Scrollt mal ein bisschen weiter runter und seht euch das Bild der Four Sisters an, dort sind die Schuppen schön zu sehen.)

Tadaaaaaa. Wer hat jetzt ein Rührungstränchen in den Augen? Also ich bin ja nah am Wasser gebaut und war ganz hin und weg von der tollen Maori-Geschichte. Jedenfalls: Der Kauri Tree ist für die Maori nicht irgendein Baum, sondern ein heiliger Baum, der übrigens von Neuseelands Lieblingsvogel No. 1 bewacht wird. Jawohl, der kleine Kiwi tritt als „Hüter der Kauri Trees“ auf. Noch so eine süße Geschichte, die mich mitten im Urwald fast zum Heulen gebracht hat.

Waipoua Forest Four Sisters

Die Four Sisters: Kauri Bäume stehen normalerweise für sich, mögen es nicht, wenn ihnen Artgenossen zu nahe kommen. Umso erstaunlicher sind diese vier Kauris, die so nebeneinander wachsen, dass sie niemals ineinander verwachsen sind und ihre Kronen jeweils so ausgebildet haben, dass sie nur auf eine Seite zeigen. Zu viert ergibt dieses Quartett also einen XXL-Kauri Baum. Kevin, unser Maori-Guide, erzählt uns, dass diese Bäume von der gleichen Mutter abstammen müssen, das sie sich sonst wohl niemals so gut vertragen hätten. Sie haben sich untereinander verständigt, erkannt, dass sie Schwestern sind und deshalb beschlossen, in Frieden nebeneinander zu wachsen. Schluchz, heul, so schön!

Wieso die Kauri sterben

Umso schmerzvoller sind die Berichte von Kevin, die vom Abholzen dieser unfassbaren Baumriesen berichten (meistens wurde einfach die riesige Krone gekappt und weggeschmissen, weil man die langen, gerade gewachsenen Stämme verarbeiten wollte). Neuseeland war einmal fast zur Gänze von Kauri Trees bevölkert – nun ist nur noch ein Bruchteil davon erhalten. Die Mehrheit davon in Nationalparks oder geschützten Wälden wie dem Waipoua Forest.

DOCH die Bäume sind trotz geschützter Bereiche vom Aussterben bedroht, da die Seuche PTA seit ein paar Jahren ihr Unwesen treibt und bereits zig Kauris das Leben gekostet hat. Auch im Waipoua Forest stehen grau-weiße abgestorbene Baumriesen, die alle Blätter verloren haben und irgendwann einfach umfallen, wenn der Baum seine letzten Kraftreserven aufgebraucht hat. Und wer hat die Seuche eingeschleppt? Ja, wir Menschen. Traurig, aber wahr.

Putzt eure Schuhe, liebe Touris!

Und trotzdem (oder leider??!!) sind die Neuseeländer so nett und lassen Touristen umsonst und ohne Kontrolle in ihre Kauri Wälder hinein. An den Eingängen sind zwar Putzstationen, um die Schuhe zu reinigen und zu desinfizieren, um so die Seuche einzudämmen, aber allein in den Minuten in denen Kevin, Hanna und ich unsere Wanderschuhe säubern, latscht eine Familie mit ihren Kids einfach an uns vorbei, husch im Wald verschwunden, ohne Schuhwäsche. So etwas ist wirklich zum Kotzen! Sorry, but need to say that.

Waipoua Forest Kauri Tree Neuseeland

Die unglaublich weit verzweigten Kronen der Kauri Trees, die übrigens alle Äste, die ihnen zu schwer werden, einfach abwerfen können, bieten Platz für unzählige andere Pflanzenarten.

Dreamjob: Treehugger

Zurück zur schönsten Sache überhaupt. Bäume umarmen. Gäbe es diesen Job, ich wäre wirklich gerne professionelle Treehuggerin (⇒ wie das aussieht, seht ihr hier). Es macht einfach so happy und Bäume fühlen sich soooo gut an und allein schon beim Umarmen spürt man, wie die ewig alte, ewig lebendige Energie des Baumes durch einen durchfließt. Wenn ich mich jetzt sehr esoterisch anhöre, ist mir das wurscht. Es ist nämlich wirklich so. Falls ihr es noch nie probiert habt, einfach testen, funktioniert garantiert. Bäume machen glücklich – und Kauri Trees erst recht.

Und wie sieht es mit euren Treehugger-Qualitäten aus? Machen euch Bäume auch so happy?

waipoua forest neuseeland

I promised a green post. So here’s some more GREEN. (Zur Abwechslung mal wieder Farn. ICH LIEBE FARN!)

Waipoua Forest Neuseeland

Dieser Regenwald ist unbeschreiblich. Ich könnte Stunden hier verbringen – an einem Fleckchen einfach stehenbleiben, lauschen und schauen. (Yes, some more GREEN. But that’s it – at least for this post.)

 

Titelfoto: Tane Mahuta, Lord of the Forest